Am Anfang war Christus, im Zentrum der Zeit. Eine Vision projezierte sich von ihm: zur Vollendung messianischer Versprechen und seiner Wahrheit zum besten Beweis die Wiederkehr nach 1000 Jahren.
(Historische Angaben unter Vorbehalten von Sachmängeln und Revisionismen, Gutdünken und Inkompetenz.)

20 %. 5 Jahre vor der Jahrtausendfeier griechischer Zeitrechnung wird Brandstiftung im geistlichen Zentrum der Reichsreligion, einer insgeheim rauschmittelbewussten Gemeinschaft, beklagt. Römischer Kaiser ist dieser Zeit Elagabal, ein nur dem Monotheismus freundlich gesonnener Stein-Verehrer, angeblich beschnitten.

30 %. Die Göttlichkeit Jesu tritt zutage. "Wollen die Christen es tatsächlich einrichten, das Übernatürliche zur Bedingung des letzten Guten zu machen und einen zum Allmächtigen Wesensgleichen zurückzuerwarten?" Ein Fremder wundert sich.

30-40 %. Eine jüdische Sache ist in Gang gekommen, das Christentum ist der Maßstab im Römischen Reich. Konkurrenz und das Wissen um sie braucht's nicht mehr.

40 %. "Ehrwürdiger, weshalb geschieht es, dass Juden als nächste Zeugen in ihren Ahnen so viel schwerer zu Christus finden als Nachfahren Entfernter?" Augustinus überschaut: "Die Juden sind Zeugen ihrer Bosheit und unserer Wahrheit."

50 %. Aus der Ruhe der Mitte, es schreibt wer Tagebuch. "Und als ich den Geist der Antike zu spüren begann in seinem erfrischenden Hauch, ein anderzeitig anderwertig Erstrebender müsse sich selbst fremd sein (vgl. Bippart, Pindar, S. 61), da wandte es meinen Blick weg von bestem Tugendsinn vor unseres Heilands Herrlichkeit hin noch hinter sein 2. Lebenswerk, und ich wägte, ob jene Frühen nicht schon mehr von der christlichen Seite in sich freilegen konnten als diese Späten, wo sie am weitesten am kürzesten aus dem Urquell unser aller Schwäche gekommen sind. Denn sei der Wandel für die Teile des Ganzen, das sich Menschheit nennt, ins ersehnte Reich hinein ein sanfter, wäre Gottes Sohn so vor und nach sich wie in seiner Zeit dabei, mag ein wuchtiger Auftakt, sei er kein Strafgericht, als Hindernis ausbleiben für die Erkenntnis, dass Christus zur Vollbringung nicht von außen herab- sondern von innen heraufkommt."

70-80 %. Karl der Große bekriegt, verschleppt und tauft große Teile Mittel- und Osteuropas. Der Sitte seines Onkels, die Elite der Eroberten salopp wegzumorden, befleissigt sich Karl gegen die Sachsen. Rom ist beeindruckt von seinen Erfolgen und erhebt ihn 800 zum Kaiser des neu erwachten Reichs. Die Awarenbeute fällt großteils an den Papst, vielleicht als Ausgleich für im 5. Jahrhundert aus Rom mit Octavian aus Ägypten Gezogenes. Um diese Zeit gelingt die Konstantinische Schenkung, eine Fälschung von bestechlich souveräner Gemütslage.

80 %. Im Frankenreich wirkt es gesellig zwischen den Religionen (Graetz, Geschichte, S. 205f), Agobard passt das nicht. Er kritisiert den weithin guten Ruf der Juden (Schapira, Antisemitismus, S. 20). Schapira bemerkt fehlende Belege für später einmal typische Beschuldigungen (S. 21).

80-90 %. Papst Johannes VIII., ein Muster an Güte, Sitte und Geist, fühlt die Zeit gekommen und nimmt Kurs auf das Friedensreich. Er klärt imaginativ das Negative auf der Welt, gibt allen sein Bestes als ihr Ganzes ein und erkennt schließlich voll Demut, dass mit den nahen Generationen das schlecht Bedachte zurückkehrt. So macht er sich daran, dieses Schlechte vom Bösen zu scheiden, auf dass es ihm nicht zuspiele, und Wort zu sprechen, es auf Gleichmut zu bedingen, ja sogar, es notfalls zu verteidigen. Aber ach, diese Weiche zu stellen ist die Zeit nicht reif, und nachdem der Papst hintergangen und ermordet wurde, beginnen Zirkel um seine Linie, eine Legende zu unterdrücken und Quellenfernen als Frauengestalt zu bannen. Der Zählfauxpas in der Spitze historischer Überlieferung lässt der Deutung freien Lauf. Gerüchten zufolge war der Preis des Komplotts ein Fluch, der Unreinem Untertanen, sturköpfigen wie barmherzigen, einem Aussatz gleich auf der Seele lastet. Tiefes Gleichgewicht, das im Passiven aktive Gott in sich, soll ihn heben und wehren können.

988 nC. Prä-Russland steht vor der Qual der Wahl. Es neigt schließlich nach Konstantinopel und wird am 28.07. christlich per Dekret.

998 nC. In Rom wird aufgeräumt, der Stadtpräfekt und 12 seiner Getreuen werden hingerichtet und - bzw. - gekreuzigt, ein zwischenzeitiger Gegenpapst findet sich übelst verstümmelt und gedemütigt wieder. Herrscht jetzt die richtige Stimmung, um ans ewige Friedensreich anzunetzen? - Konstantinopel geht einen anderen Weg, nach dem Tod des Patriarchen bleibt der Stuhl des Bruders Petri über die Jahrtausendwende frei.

999 nC. Die Vorfreude ist groß, aber nicht alle werden Zeuge sein. "Bitte, bitte, liebe Kinder, liebe Enkel, begegnet unserem Herrn mit reinem Herzen und gedenkt ein wenig der Liebe, wie ich sie Euch und die ich so gerne Ihm entgegengebracht." Letzte Worte schüren Gewissheit. Geistlichen wachsen Dank und Druck. Manche erwarten ein Abenteuer wie kein zweites auf der Welt...

1001 nC. Ernüchterung regiert, gegen den Kaiser beginnt im Januar ein Aufstand in Tivoli gefolgt von einer Revolte in Rom. Kein Heiland ist vom Himmel herab-, kein Toter aus seinem Grab herausgestiegen. Jüngere Enthusiasten können ihren Lebensmittelpunkt wenige Jahrzehnte vorlegen - und ältere?

1001 nC. "Welchen Plan hat Gott mit uns, wenn wir des Donners gewahr des Blitzes entbehren müssen? Will es anders von uns fordern, als für sein Werk zu handeln wie er mit uns? So seien wir, mit Johannes (Off 20, 7f), die Advokaten bloß einer läutbilligen Versuchung, und prüfen wir dem Herrn, ob seiner seine Herde würdig ist! An ihr und aus sich ist ihr Wohl!"

< 1007 nC. Advocati diaboli. "Oh, diese Juden! Was lästern und frotzeln sie hinterrücks unserer Ergebung! Wahrlich, ich sage euch: Unser König wird straucheln mit den Juden, wie sie sind! Mörder sind sie in den Ahnen, Verhinderer verhinderten Übels, Ergüsse seiner Quelle! Wie können wir uns Recht behaupten ohne ihre Sühne? Ein Zeichen muss folgen des unentrinnbaren Vollzugs wenigstens der höchsten, der gottbetreffenden Gerechtigkeit, ein Schlußstein vor dem Himmelreich!"

1002 nC. Otto iii. ist tot. 980 geboren, 3-jährig König und Halbwaise geworden, 991 Vollwaise. 996 wird sein 8 Jahre älterer Anverwandter Papst und krönt Otto zum Kaiser. 2 Jahre später zieht es ihn wieder nach Rom, Gregor v. hat Schwierigkeiten, der Präfekt liebäugelt mit oströmischer Oberaufsicht, wie sie von 537-752 nC. bestand, und hat einen alsbald reuigen Taufpaten des Kaisers als Nachfolger Petri gewonnen. Die erhoffte Unterstützung aus Konstantinopel bleibt allerdings aus. Mit Otto werden die Umtriebe bei unklarer Initiative in unklarem religiösen Sinn geregelt. In der Folge treiben den Kaiser Pläne zur Erneuerung des Reichs an, und 1001 wird er zum 1. Whistleblower gegen die Konstantinische Schenkung, aber eigentlich würde er sich lieber von der Politik abwenden und Mönch werden. Vielleicht hätte er einst gerne sinniert, ob in die Erlösung für den Einzelnen eher ein Nehmen oder Leisten natürlich ist, doch im Winter 1001/02 endet sein Aufenthalt, 3 Jahre nach Gregors. Ob er, "mirabilia mundi", "ein unglückliches Mittelding zwischen den Geschöpfen .. und Wesen höherer Art" (Woltmann, Biographien, S. 163), Stellvertreter Christi in der Zeit des erwarteten Jüngsten Gerichts, von Ansprüchen erdrückt, von Schuldgefühlen geplagt, zur Mitte seiner seelischen Extreme gefunden, eine messianische Hülle irdischen Ursprungs hätte stellen können?

1007 nC. Einer unbekannten Macht von Worten folgen Taten. Es kommt zu Verboten des Judentums, und "Frauen ertränkten sich" (Zunz, Literaturgeschichte, S. 235). In Lorrain, heisst es, "many women, in order to escape the fury of the mob, jumped into the river and drowned" - oder wurden sie totgetauft? 1010 ist Limoges an der Reihe, Taufe oder "Exil". "Drei oder vier", "Three or four", "drei von vier", nutzten das Angebot, andere "richteten sich selbst". Weiter sind oAaV. gennant  (Graetz, Geschichte, S. 385-390) (letztlich revidierte) Zwangstaufen 1012/3 in Mainz, Ausweisungen aus Ägypten unter dem Kalifen Al-Hakim, der sich als "die fleischgewordene göttliche Macht und der wirkliche Statthalter Gottes" verstehe, und 1016 der Untergang des jüdischen Chaganats.

1017 nC. Die Ewige Stadt setzt ein Zeichen, 3 oder 4 Jahre später ein zweites. Aufträge zu Gruppenexekutionen von Juden verkennen der Versuchung gegengewichtige Andererseits: Was ist das Juden- dem Christentum anderes als ein zu achten gebotener Vorfahr? Wer kann willentlich Nachfahren belasten? Wer kritisiert, was Gott wie zu beanspruchter Erlösung bringt? Was kümmert's den Frieden, welcher Glaube ihn lebt?

1022 nC. "Welchen Charakter mag Gott besitzen, wenn nicht beispiellos vorbildlich? Ohne Eitelkeit, was nützten 1000 Verehrungen seiner Größe gegenüber einer kleinen guten Tat?" Alternative Blickwinkel sind nicht gefragt zur Zeit, es brennt für Häretiker, unter ihnen rund 400 Jahre lang für Katharer, die Reinen.

1054 nC. Schisma, Ost und West verstehen einander nicht mehr. In Konstantinopel will man sich keinem gewagten Anspruch einer dubiosen Urkunde beugen.

1095 nC. Auch kein göttlicher Same ist 1000 Jahre nach Christi Verschwinden gekeimt, das Heilsversprechen hat sich nicht erfüllt. Manche abstrahieren ihren Glauben, andere werden eifrig: Deus lo vult! Das hat Folgen. Ein gequältes Jahrtausend spannt sich von Kreuzzug zu Kreuzzug.

50 % (-). Aus internem Skript. "Und so begreifen wir die Ehre der Schöpfung in der Pflege unseres Daseins und Miteinanders. .. I. Dasein .. In der Libristik wiederum, der Annäherung zum Gleichgewicht, finden wir die höhere Ehre nicht im Bestreben vermehrter Anstrengung sondern minderer, nicht für einen Zweck sondern in einem Sinn, denn so weit es uns gelingt, dem Wirken der Welt, dem Geist der Schöpfung, unser Hemmnis zu nehmen**, so weit wird der unsrige mit jenem allmächtigen eine Eintracht erfahren."
**: Unseren Grund und Stand allmählich erforschend empfinde zur Einsicht, der Genügsamkeit nicht unähnlich zum Optimal bestrebt, erzogen, in lautere Impotenz, daher wir als würdige weltliche Basis schätzen, auf fixer Kugel schmaler als des Fußes Breite, mit sämtlich angelegten Gliedern, für einige Atemzüge wohl zu stehen zu kommen.

80-90 % nach 80-90 %. Joseph II.[1], ein Kaiser so erhaben, dass er durch Christi Geist in die Bedürfnisse Benachteiligter gedrungen ist, sieht die Zeit gekommen und nimmt Kurs auf das Friedensreich. Gesundheit, Bildung, Toleranz, Gerechtigkeit in seinen Landen gehören die majestätische Aufmerksamkeit - sowie ...
[1]: Lippe, Ioseph der zweite, 1774
[2]: Sammlung Gesetze in publico-ecclesiasticis von 1767 bis 1782
[3]: Friesenhagen, Mainzer Klosterpolitik
[4]: Pius 6., Unterdrückungs-Bulle Mainz vom 24.8.1781, S. 11ff
[5]: Arneth, Joseph II. und Leopold von Toscana, Briefwechsel, 1872
[6]: Pius 6., Schreiben an Joseph II. vom 3.8.1782
[7]: Schubart, Privatleben Maria-Antonette, 1789
[8]: Schuselka, Briefe Josephs, S. 35
[9]: Abschiedsbrief Marie-Antoinette
[10]: Rede des heiligen Vaters Pabst Pius des VI., 1797

Um 1840 nC. Menachem Mendel praktiziert für seine letzten 20 Jahre Isolation. Zeitweilig heisst es, er wäre "wegen Geisteskrankheit" oder "Gottesleugnung von den Nächsten gefangen gehalten"[1].
[1]: Herlitz, Jüdisches Lexikon, 1930, Bd. 4.1 S. 85
 
1848 nC. Mit den "Glocken des März .. hob sich .. der .. Alp von der Brust des katholischen Volkes in Fulda"[1]. In Mainz dankt Petrus Leopold Kaiser dem Sieg der Märzrevolution mit einem Gottesdienst.
[1]:Verhandlungen der zweiten Versammlung des katholischen Vereines Deutschlands, S. 44f

1887 nC. Aus Hitlers 3. Augapfel geht ein Blick in die Zukunft, man sieht "die Staatsgeschäfte .. Jedem das Seine zuerkennen". Doch noch muss werden, was "durch das Nationalitätsprinzip in die Welt gebracht wurde, .. der Sturz des letzten Gottesfeindes"[1].
[1]: Kath. Vereinsblatt (Linz) via Salzburger Chronik, 23.7.1887, S. 1

1895 nC. "Der Entscheidungskampf .. rückt immer näher."[1]
[1]: Das Vaterland, 26.9.1895, S. 10

1931 nC. "Pius XI. ruft auf zum größten Kreuzzug der Weltgeschichte. .. Der Papst ruft ..: "Gott will es!"" (Prof. Umberg, Ritterschlag, S. 82)

1939 nC. Am Christkönigstag weiht Pius xii. 12 Bischöfe, es ist "ein gewaltiges Schauspiel, das 2000 Jahre in einem großen Augenblick zusammendrängt"[1].
[1]: Lehmkuhl, Christus siegt, 1940, S. 32
 
1940 nC. "Kaum jemals hat die Kirche eine solche innere Kraft und einen solchen Geist besessen wie heute"[1].
[1]: Lehmkuhl, Christus siegt, 1940, S. 55

1943 nC. "Als einmal ein Stoß Leichen auf den Feuerrost gelegt wurde, ragte ein erhobener Arm heraus. Vier Finger waren zu einer Faust geballt, bis auf den erstarrten Zeigefinger, der starr gen Himmel wies, als ob er Gottes Urteil auf die Henker herabrufen wolle. .. Unsere Henker erbleichten und konnten ihre Augen nicht von diesem schrecklichen Anblick abwenden. Es war, als ob irgendeine höhere Macht am Werk gewesen sei. .. Dieser .. Vorfall verdarb den Henkern zumindest für eine Weile ihre euphorisch gute Laune." (Wiernik, Treblinka, Kapitel 12 - schwere Lektüre) - "Ich will gerne mit meiner Seele im Himmel büßen vor dem, was ich hier gegen die Juden verbrochen habe!" (SS Rauter, Judenverfolgung Band 12, Dok. 113)

1965 nC. In Rom wird wieder aufgeräumt, diesmal ideologisch. Pluralismus tauscht seinen Rang mit Alleinseligkeit, das Mittelalter findet sein Ende. Katholizismus ist der verträglichste seit ...? Ein Jahr später bröckelt der Index Librorum Prohibitorum. Noch ein Jahr später wird entbunden, was sich von 1910 an über 2 Weltkriege spannte, die Vereidigung der Kirchendiener unter rigoroses Lehramt. Zentrale Hindernisse wurden zeitgerecht überwunden. 23 Jahre nach Kriegsende kann man sich mal frei fühlen und vergessen. Auf zu neuen Ufern.

2000 nC. Der Papst zeigt Reue und bittet Gott um Vergebung für die Sünden seiner Kirche (Video 1:21).

Und nun? Ist ein 2. 1000-Jahr so bedeutsam wie ein erstes? Löst sich die Vorsehung aus der Ägide der Arithmetik und überwindet den leidenden Gott mit lebendiger Göttlichkeit? Ein Gutes mag die Geschichte mitbringen, die "Entnervung des Alters"[1] ist gestillt. Niemand bräuchte zu bedauern, was alles versäumbar wäre.
[1]: Steiger, Der neudeutsche Heide, S.18 - S. 17-28 lt. Vorwort von Murawski

Beeindruckte könnte ein Wort aus der Bibel nützen (Mt. 6, 33): "Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit." Ist nicht alles andere fern, wenn das Zuerst nicht gefunden ist und bleibt? Es liegen viele Prüfsteine umher, einer ist das BtMG (Frage 3).


<Kulturgeschichte>
(2018: Rahmen)
(2019: Intro)
(2020: Vorspann)
(2021: Antike, Orakel)
(2022: Common Era)

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